Hans Pfleiderer
Was zu tun ist - Zwanzig-Zehn
Untitled
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Statement

Was zu tun ist - Zwanzig-Zehn
Zur Eröffnung einer Bilderschau des Malers Hans Pfleiderer
von
Frank Werner Pilgram

"Was zu tun ist" nennt Hans Pfleiderer seine Ausstellung, die zu eröffnen ich heute die Ehre und das Vergnügen habe. Also nicht mehr "Was tun?", wie Lenin 1902 noch direktiv, mit Fernwirkung bis in die 70ger Jahre hinein, fragte, sondern - nach dem inzwischen vieles "… zu … ist", was damals in der Geschichte noch offen schien - ein den Desillusionierungs- und Enttäuschungsprozessen des vergangenen Jahrhunderts gemäßes, ironisch zweideutiges Diktum, das sich sowohl auf die Arbeitsforder- und -förderung der neudeutsch "Jobcenter" genannten Sozialbürokratie beziehen läßt, als auch, emphatisch, auf die innere Notwendigkeit des Schaffens, die den Künstler treibt. Aber "was ist", wenn sich beides als Ergebnis der rotgrünen Sozialstaatsreform, als Agenda genannt nach dem Zieldatum Zwanzig-Zehn, durchdringt? "Tun ist" für den schöpferischen Menschen, will er nicht in Melancholie versinken, ein Lebenselixier, und gut ist der Zustand des Staats, der dafür weise einen Teil seines Etats zur Verfügung stellt. Daß sich dabei der himmlisch-mariologische Herrschaftstempel des Bundeskanzlerinnenamts auf dem Titelbild der Ausstellung abwärts in eine schwarze Mercedes-Limousine spiegelt, die im Begriff steht, den Menschen auf die Kühlerhaube zu nehmen, muß als die Kehrseite dieser Verhältnisse erkannt werden. Derart beim Sonnen-auf-grüner-Wiese überfahren und hochgeschleudert zu werden, kann einen auch ohne Sonnenbrand rot vor Wut machen. "Was zu" der Überlegung führt, wie der heftige Affekt, den die fragwürdige soziale Gerechtigkeit erzeugt, fruchtbar verwendet werden kann. Neben der unumgänglichen politischen Antwort führt uns das zu der davon nicht ganz verschieden Position der Kunst zurück, die aus dem Imperativ der Fremdbestimmung immer wieder ein Reich der Freiheit zu erschaffen versteht.

Hans Pfleiderer

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